Mein Anliegen

… mit diesen drei Worten lassen sich weite Teile meiner Kindheit zusammenfassen, denn im Alter von 10 bis 14 Jahren war ich nacheinander in zwei verschiedenen Kinderheimen untergebracht. Es war eine Zeit voller Kälte, Lieblosigkeit und unsäglichem Heimweh. Der Schmerz und die abgrundtiefe Verzweiflung, die ich in dieser Zeit durchlebt habe, sind mir bis heute präsent ‒ und werden es wahrscheinlich bis ans Ende meines Lebens bleiben. Auf dieser Webseite schreibe ich über diese Zeit, auch wenn es mir immer noch schwerfällt.

Leider wird die Praxis der Heimerziehung in dieser Gesellschaft immer noch zu wenig hinterfragt. Dabei ist Heimerziehung, so wie ich sie erlebt habe, eine zutiefst kinderfeindliche Praxis. Sie ist eine Form von Gewalt, die man genauso ernst nehmen muss wie alle anderen Formen von Gewalt gegen Kinder. Vielleicht kann ich mit meinen Erfahrungsberichten dazu beitragen, in Zukunft noch kritischer hinzusehen, wie es in Kinderheimen zugeht und wie Kinder dort behandelt werden. 

In den letzten Jahren hört man wieder eine Reihe von Stimmen – darunter auch angesehene Wissenschaftler – die eine Rückbesinnung auf autoritäre Werte anmahnen. In vielen Diskussionen wird der Eindruck vermittelt, Eltern würden ihre Kinder heute zu lasch erziehen und ihnen keine Grenzen mehr setzen. So etwas gibt es im Einzelfall natürlich, dennoch gehen solche Debatten auf Kosten von Menschen, die als Kind unter dem genauen Gegenteil gelitten haben; nämlich unter einer übermäßig strengen und einengenden Erziehung. Hier möchte hier zu mehr Sensibilität und mehr Differenzierung auffordern, denn mit einer einseitigen Polemisierung ist niemandem gedient, am wenigsten den Kindern.

Kinder sind keine leblosen Puppen, die man Belieben formen und beherrschen kann. Kinder sind fühlende Wesen, die Schmerz und Leid, Trauer und unendliche Verzweiflung durchleben können, das vergessen viele Erwachsene leider oft. Niemand das Recht, ein Kind körperlich oder psychisch zu verletzen, zu misshandeln oder zu erniedrigen. Wie massiv ein Kind unter solchen Demütigungen leiden kann, weiß ich aus eigener Erfahrung sehr genau. Aus diesen Erfahrungen heraus habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie man den Stellenwert von Kindern in dieser Gesellschaft nachhaltig verbessern könnte ‒ in der Hoffnung, dass andere Kinder zukünftig weniger leiden müssen.

Obwohl ich im Schachverein hin und wieder mit Kindern und Jugendlichen zu tun habe, bin ich kein Fachmann im Umgang mit Kindern. Ich habe weder Pädagogik, noch Psychologie oder Sozialarbeit studiert. Meine Ausführungen erheben auch nicht den Anspruch, eine allumfassende Antwort auf alle Fragen und Probleme bereitzuhalten. Sie sollen aber anregen zum Nachdenken und zum Diskutieren. Vielleicht kann ich mit meinen Gedanken einen kleinen Beitrag dazu leisten, diese Gesellschaft ein wenig kinder- und damit menschenfreundlicher zu machen.